Norwegen schafft das Bargeld ab

Der weltweite Zahlungsverkehr hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. In vielen Ländern gehört das Bezahlen mit der Kreditkarte oder das Mobile Payment mit dem Smartphone längst zum Alltag. Nur Deutschland hinkt den Innovationen beim Bezahlen immer noch hinterher. In Norwegen ist dies anders, hier steht die Abschaffung des Bargelds in wenigen Jahren möglicherweise bereits bevor.

Bargeldlos bis 2020

Die Finans Norge, eine in 2010 gegründete Organisation, die 200 Finanzinstitutionen, Arbeitsgemeinschaften und andere Gruppierungen im Bereich der Finanzen in Norwegen vertritt, hat die Forderung zur Abschaffung des Bargelds im Land gestellt. Bis 2020 soll Norwegen ein bargeldloses Land sein, um Wirtschaftskriminalität, Überfälle und Schwarzgeld einen Riegel vorzuschieben und zu verhindern.

Surftipp: Mobile Payment-Anbieter im Vergleich

Nur noch fünf Prozent der Transaktionen mit Bargeld

Bereits jetzt ist der Anteil von Bargeld im Zahlungsverkehr in Norwegen niedrig. Nur noch fünf Prozent der Transaktionen im Land werden mit Bargeld durchgeführt. Eine völlige Abkehr vom Bargeld hin zum bargeldlosen Zahlungsverkehr mit Bankkarte, Kreditkarte und Smartphone in sechs Jahren ist nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis denkbar.

Nur zwei Staaten haben inzwischen einen noch geringeren Anteil von Bargeld im Zahlungsverkehr, Schweden und Großbritannien. In Schweden ist das mobile Bezahlen mit dem Smartphone längst an der Tagesordnung, während Deutschland in diesem Bereich weiter deutlich im Hintertreffen ist.

Surftipp: Für Einsteiger geeignet: Kostenlose Kreditkarten

Starker Anstieg bei der Kartennutzung

Info

Um 8,6 Prozent ist die Nutzung von Bankkarten und Kreditkarten im 1. Halbjahr 2014 angestiegen. Zugleich haben die Norweger weniger Bargeld abgehoben, und auch weniger mit Bargeld bezahlt beim Einkaufen, so Finans Norge.

Das Institut weist bei Nennung dieser Zahlen darauf hin, dass es die Gesellschaft viel Geld kostet, mit Bargeld umzugehen. Eine Abkehr vom Bargeld hin zum bargeldlosen Zahlungsverkehr würde nicht nur Kriminalität verhindern, sondern zudem Kosten sparen.

Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen, selbst Kritiker des reinen bargeldlosen Zahlungsverkehrs werden eingestehen müssen, dass der Transport von Münzen und Papiergeld ein kostenintensiver logistischer Aufwand ist. Für die Notenbanken, für die Geldinstitute und für den Handel.

Naives Denken der Finanzbranche?

Es ist deutliche Kritik, die von Seiten Guri Melby, einer norwegischen Politikerin und derzeitigen Stadträtin in Oslo kommt. Melby wird von der englischsprachigen Seite der Norwaynews.com entsprechend zitiert: „Es muss möglich sein, für Güter und Dienstleistungen ohne Registrierung zu bezahlen.“ Doch nicht nur das Thema Registrierung für die Berechtigung zum Bezahlen schlägt Guri Melby bitter auf. Sie wirft Finans Norge Naivität vor: „Wir denken auch, es ist naiv zu glauben, dass die Kriminalität verschwindet durch die Abschaffung von Bargeld. Wir sehen schon heute, dass sich die Kriminalität auf neue Bereiche zubewegt. Es gibt einfach so viel Betrug im Bereich der Bankkarten und elektronischen Zahlungsmethoden, und wir sehen auch neue Zahlungsmethoden, wie zum Beispiel den Bitcoin und Pop-up.“

Gefährliches Erstellen von Zahlungsprofilen?

Zahlungsverkehr mit Bargeld verschafft nicht nur Kriminellen die gewünschte Anonymität, sondern sorgt zusätzlich dafür, dass die Zahlungen des normalen Bürgers nicht nachverfolgt werden können. Bei einer kompletten Abschaffung des Bargelds und einem nur noch bargeldlosen Zahlungsverkehr, kann jede einzelne Zahlung nach verfolgt werden, zum Teil bis ins kleinste Detail.

Surftipp: Sicherheitsvorkehrung beim Zahlen mit Kreditkarte

Der Bürger wird zum gläsernen Menschen, seine Zahlungen können mit dem Bewegungsprofil seines Handys eine Flut an Daten ergeben, die in hohem Maße bedenklich sind. Ein Missbrauch solcher Daten muss nicht zwangsläufig von Seiten des Staates oder der Banken kommen – NSA, andere Geheimdienste und Hacker sind ebenfalls sehr an diesen persönlichen Daten von Bürgern interessiert.

Pro´s und Contra von bargeldlosem Zahlen

Das Nachbarland Norwegens, Schweden, diskutiert seit längerem bereits die Vor- und Nachteile eines bargeldlosen Zahlungsverkehrs im eigenen Land. Unsere Redaktion fand dabei dieses Video …  

Nur noch mit Registrierung bezahlen?

Die Abkehr vom Bargeld zum alleinigen bargeldlosen Zahlungsverkehr hat noch eine andere Kehrseite. Eines Tages werden die Bürger in Norwegen nur noch bezahlen können, wenn sie sich eine Bankkarte oder eine Kreditkarte anschaffen oder eine der Möglichkeiten des Mobile Payment nutzen.

Für all diese Zahlungsmethoden sind aber eine Registrierung und/oder ein Vertragsabschluss erforderlich. Verweigern sich die Banken oder Kreditkartenanbieter aber einer Kontoeröffnung oder sperren das Konto oder die Karte, steht der Bürger plötzlich ohne jedes Geld da. Nichts mehr kaufen zu können, ist dann die Folge. Eine Hintertür im bargeldlosen Zahlungsverkehr wird deshalb benötigt, um nicht eines Tages einen Teil der Verbraucher vom Zahlungsverkehr abzuschneiden. 

Testsieger Kostenlose-Kreditkarte Banner