Durcheinander beim Mobile Payment führt zu mangelnder Akzeptanz 

Wie die „Computerwoche“ aktuell berichtet, gibt es mittlerweile weltweit rund 3.500 Startups, die den Banken die Stirn bieten wollen im Finanzsektor. Allein diese Zahl zeigt wie groß das Durcheinander beim Mobile Payment inzwischen ist. Dessen offensichtliche Folge: Die mangelnde Akzeptanz der Verbraucher vor allem in Deutschland, da es nicht möglich ist, überhaupt noch einen Überblick zu erhalten über die verschiedenen Anbieter und Möglichkeiten des Mobilen Bezahlens.

Statt einer All-in-One-Lösung kochen viele ihr eigenes Süppchen

Es erinnert mich an die Tage, in denen es mehrere verschiedene Systeme für Videokassetten und Videorekorder gab. Damals war es schwierig, den richtigen Rekorder zu kaufen, der auch für die eigenen Videokassetten passend war, da nicht jeder Film in jedem Format erhältlich war. Filmfreunde standen damals vor einem Chaos der Industrie, bis sich das VHS-Format letztlich als All-in-One-Lösung durchsetzte in diesem Bereich. Dafür zahlten viele Filmfreunde ihr Lehrgeld, da sie die falschen Kassetten und den falschen Rekorder hatten und nach der Umstellung bei neuen Filmen nichts mehr damit anfangen konnten.

Im Bereich Mobile Payment ist es noch viel schlimmer. Hier gibt es mittlerweile so viele verschiedene Systeme, dass selbst die Händler inzwischen den Überblick verloren haben. Viele große Anbieter bevölkern mit unterschiedlichen Systemen den Markt, oder werden solche in den kommenden Wochen und Monaten herausbringen. Dazu gibt es noch zahlreiche unbekannte Dienstleister, die Lösungen für das Mobile Bezahlen anbieten und diese auch an den Mann bzw. den Händler bringen wollen.

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VISA mit Checkout

Kürzlich hat der US-Kreditkartenanbieter VISA mit Checkout ein eigenes System angekündigt, das aus Sicht des Unternehmens den Zahlungsverkehr umkrempeln könnte. Durch die große Reichweite der VISA Kreditkarten könnte sich das Unternehmen mit Checkout durchaus durchsetzen – falls nicht doch ein anderer großer Anbieter, wie z.B. PayPal, irgendwann den größeren Teil vom Kuchen abbekommt.

MasterCard mit MasterPass

Kürzlich hat das zweitgrößte Kreditkartenunternehmen der USA, MasterCard seine eigene digitale Geldbörse angekündigt. Mit MasterPass soll das Bezahlen im Handel und später auch im Handel sicherer und einfacher werden. Die beiden großen Kreditkartenanbieter werden sich hier wohl ein Rennen bieten, wer die Nase vorn haben wird, wird wohl erst in einigen Jahren absehbar sein.

Amazon mit Local Register

Für 10 Dollar hat Amazon in den USA kürzlich ein Kreditkartenlesegerät im Miniformat herausgebracht. Local Register soll vor allem kleinere Händler und mobile Dienstleister erreichen, die sich für das Bezahlen ihrer Kunden mit Kreditkarte kein passendes großes Zahlungsterminal anschaffen wollen oder können.

Amazon lebt dabei nicht von den Einnahmen, welche die Kartenlesegeräte selbst einbringen, sondern von den Gebühren, die derzeit bei 1,75 Prozent des über die Lesegeräte umgesetzten Betrags liegen. Die Gebühren für die Händler bzw. Dienstleister liegen damit beim Miniatur-Kreditkartenlesegerät von Amazon günstiger als bei anderen Anbietern wie z.B. PayPal.

PayPal drängt auf den Markt

Neben den genannten Anbietern will auch PayPal sein großes Stück vom Kuchen des Mobile Payment-Geschäft ab haben und hat deshalb Kooperationen unter anderem mit payleven abgeschlossen. Hier ist klar, PayPal will seine Einnahmequellen ausbauen und vor allem eines: Rechtzeitig auf den eines Tages möglicherweise sehr erfolgreichen Zug aufspringen!

Apple könnte bald zünden

Ein Nachzügler beim Mobilen Bezahlen stellt Apple dar. Bislang wurde der Trend verschlafen, aber mit dem kommenden iPhone, Nummer 6, könnte dies ein Ende haben. Während bis jetzt nur auf Android basierende Smartphones für das Mobile Payment genutzt werden können, iOS-Geräte von Apple jedoch nicht, soll dies bald anders werden. Wenn die Gerüchteküche stimmt, die bereits seit einer Weile brodelt.

Dazu müsste das Unternehmen damit beginnen, in seine Smartphone Chips für die NFC-Technologie einzubauen. Diese wird benötigt, um überhaupt am Mobile Payment teilnehmen zu können, da der Nahfunk den Übertragungsweg beim Bezahlen darstellt.

Startups wie Yapital, Cashcloud und Co.

Neben den bekannten Größen wie MasterCard und VISA, PayPal und Apple greifen immer mehr Startups in den Markt mit dem Mobile Payment ein. Die bekanntesten dabei sind Yapital und Cashcloud.

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Yapital arbeitet in Deutschland unter anderem mit Edeka und Netto zusammen und setzt für diese Unternehmen das Mobile Bezahlen um. Cashcloud ist eine digitale Geldbörse mit nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 1,2 Akzeptanzstellen in der ganzen Welt.

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Dazu kommen zahlreiche andere Startups im Bereich der Kartenlesegeräte und digitalen Geldbörsen, den so genannten Wallets. Weltweit sind dies inzwischen um die 3.500 Unternehmen, wie bereits oben geschrieben. Hier noch den Überblick zu behalten, dies gelingt wahrscheinlich niemandem mehr.

Viele Köche verderben den Brei!

Dies zeigt das Problem auf, vor dem das Mobile Payment steht. Es sind zu viele Köche unterwegs, große wie kleine, die alle ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Doch die vielen Köche verderben hierbei den Brei, was dazu führt, dass die Akzeptanz des Mobilen Bezahlens hierzulande sehr gering ist

Weder Händler noch Kunden haben hierbei die Zeit und die Muße, Vergleiche anzustellen und sich überhaupt erst einmal über den ganzen Brei, der da gekocht wird seitens der vielen Unternehmen, zu informieren. Deshalb ist es wichtig, dass sich die derzeit rasant wachsende Angebotspalette im Bereich des Mobile Payment bald wieder ausdünnt und nur noch einige wenige gute Anbieter den Kuchen unter sich aufteilen.

Erst dann wird es möglich sein, das breite Interesse sowohl der Verbraucher wie der Händler für sich zu gewinnen und das Mobile Bezahlen mit Smartphone und Co. in Deutschland zur Alltagstauglichkeit zu bringen. Vorher werden viele abwinken, schon allein aus Angst um eine (zumindest in den Köpfen vorhandene) mögliche mangelnde Sicherheit aufgrund der hohen und undurchschaubaren Zahl der Anbieter. Im Moment bezahlen nur 15 Prozent der Bundesbürger mit dem Smartphone, obwohl es hierzulande deutlich mehr dieser Computer im Kleinformat gibt.