Savedroid - der dümmste "PR-Coup“ im Fintech-Bereich

Eigentlich galt Savedroid als eines der Vorzeige-Start-ups in Deutschland. As Mitglied des Deutsche-Börse-FinTech-Hubs hatten die Frankfurtert unter anderem Wagniskapital von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz erhalten. Über Nacht ist es dem Team um Gründer Yassin Hankir jedoch gelungen, sich selbst abzuschießen.

Mit dem Tweet „Thanks guys – over and out“ assoziierte er bei seinen Kunden, dass die Gelder weg sind. Was ist Savedroid und warum hat ein 24-Stunde-Black-out der Seite einer ganzen Branche geschadet?

Kryptoanlagen für Kleinanleger

Eigentlich war die Idee von Savedroid genial. Kryptowährungen haben auch das Interesse von Kleinanlegern geweckt. Viele sehen sich aber mangels Verständnis nicht in der Lage, sich selbst Wallets anzulegen, um damit in die unterschiedlichen Coins zu investieren. Savedroid hatte sechs Milliarden Tokens im Gegenwert von jeweils einem Eurocent an insgesamt 35.000 Anleger ausgegeben. Mit diesen Tokens konnten diese in die unterschiedlichen Währungen bei Savedroid investieren, ohne sich selbst um die Verwaltung und Verwahrung der Coins kümmern zu müssen.

Am Dienstag den 17. April 2018 war die Internetseite des Anbieters nicht mehr erreichbar. Den Kunden prangte noch ein Bild aus „South Park“ und der Kommentar „And it’s gone ….“ entgegen Die Büroräume unter der angegebenen Adresse waren leer, auf Anfragen über den Telegram-Channel wurden User mit Pornomaterial zugespammt.

Insider gingen davon aus, dass die Seite gehackt war, hatten jedoch Zweifel daran, dass sich Hankir tatsächlich mit den Geldern der Anleger aus dem Staub gemacht hatte. Wie in einer solchen Situation nicht anders zu erwarten, kochte die Gerüchteküche hoch. Dazu kam, dass auch das Supportteam nicht mehr erreichbar war.

Guerilla-Marketing für Anfänger

Die Auflösung dieses „Gags“ kam am Donnerstag. Savedroid wurde weder gehackt noch haben sich die Macher mit den Geldern der 35.000 Anleger abgesetzt. In einer Videobotschaft erklärte Yassin Hankir, dass Savedroid mit dieser Aktion auf die Sicherheitsdefizite bei Kryptoanlagen aufgrund mangelnder gesetzlicher Regelungen aufmerksam machen wollte. Ziel sei es gewesen, den Gesetzgeber und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, hier stärker einzugreifen, respektive bei der Auswahl der Anbieter größte Sorgfalt walten zu lassen.

Dieser Marketing-„Gag“ dürfte allerdings massiv nach hinten losgegangen sein. Geldanlagen sind ein extrem sensibles Geschäft. Die Presse ist voll von Berichten über Betrugsfälle, nicht nur im Kryptobereich. Ein Bank im Baltikum wurde vor kurzem geschlossen, weil Einlagen der Kunden für die Finanzierung von Waffengeschäften genutzt wurden, geschlossene Fonds gehen reihenweise Pleite.

Kryptowährungen versuchen langsam als Anlagemedium Fuß zu fassen. Vielen Anlegern ist immer noch in Erinnerung, dass die „seriösen“ Sparkassen vor zehn Jahren tausende Anleger mit „sicheren“ Lehman-Zertifikaten um ihr Erspartes brachten.

In dieser Situation mit den Ängsten der Anleger zu spielen, lässt nur einen Schluss zu: Der Initiator scheint „dumm wie Brot“ zu sein. Fachlich mag er zu den Besseren gehören, der Mangel an Sensibilität ist jedoch erschreckend.

Ein so wenig regulierter Markt wie der der Kryptowährungen verlangt von den Akteuren ein besonders Fingerspitzengefühl. Es gibt genügend Vertreter, die Bitcoin und Co am liebsten verbieten lassen würden. Es ist unstrittig, eine stärkere Regulierung für den Kryptomarkt ist absolut wünschenswert. Anlegern vorzugaukeln, ihre Einlagen wären weg, der Betreiber der Plattform nicht mehr auffindbar, ist auf jeden Fall kein Weg, um Vertrauen zu schaffen, im Gegenteil. Es bleibt abzuwarten, wie die Reaktion der Kunden von Savedroid ausfällt.