Kartenzahlungen weiter auf dem Vormarsch

Der jüngste Bericht der Europäischen Zentralbank zum bargeldlosen Zahlungsverkehr für das Jahr 2016 zeigt, dass Kartenzahlungen – und damit Kreditkarten – auch weiterhin an Bedeutung gewinnen. Nur die Deutschen tun sich immer noch etwas schwer. Die Gegenüberstellung der einzelnen Komponenten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs mittels

  • Überweisung
  • Lastschrift
  • Karten
  • Scheck

weist jedoch regional stark unterschiedliche Verteilungen der einzelnen Zahlungsarten auf. Insgesamt stieg der bargeldlose Zahlungsverkehr kräftig an.

Die Statistik zum bargeldlosen Zahlungsverkehr

Es ist immer ganz interessant, einige Zahlen zu sehen, um die einzelnen Sachverhalte einordnen zu können.

  • Der bargeldlose Zahlungsverkehr nahm im Jahr 2016 um 8,5 Prozent auf ein Volumen von 122 Milliarden Euro zu. Ungeklärt ist dabei die Frage, ob das europaweit eingeführte „Konto für Jedermann“ an diesem Anstieg ursächlich ist.
  • Die Verteilung der einzelnen Zahlungswege spricht eine deutliche Sprache:
    • 49 Prozent der Zahlungen erfolgten mittels Karte
    • 25 Prozent entfielen auf Überweisungen
    • 20 Prozent waren Lastschriften
  • In der EU befinden sich 804 Millionen Karten in Umlauf. Dies bedeutet, dass jeder EU-Bürger 1,6 Karten nutzt.
  • Insgesamt fanden im Jahr 2016 mittels Massenzahlungssystemen 54 Milliarden Transaktionen statt. Dabei wurden 41,8 Billionen Euro umgesetzt.

Interessant ist, dass die Zahl der Überweisungen um 5,6 Prozent auf 30,6 Milliarden anstieg. Das Verhältnis papierhafter Überweisungen gegenüber dem digitalen Zahlungsweg fiel dabei auf ein Verhältnis von 1:9 zurück.

Die in Umlauf befindliche Anzahl an Karten mit Bezahlfunktion erhöhte sich im Jahr 2016 um 1,9 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der Kartenzahlungen um 12,2 Prozent auf insgesamt 59,6 Milliarden. Das damit getätigte Eurovolumen belief sich auf 2,9 Billionen Euro. Im Mittel ergibt sich daraus ein Betrag von 49 Euro je Kartenumsatz. Diese Zahlen dürften noch weiter steigen, wenn sich beispielsweise Kreditkarten auf Guthabenbasis bei Jugendlichen weiter etablieren können.

In Bezug auf die Hardware, die Automaten, veröffentlichte die EZB auch zwei interessante Kennziffern. Die Zahl der Geldautomaten zur Bargeldversorgung sank europaweit um ein Prozent auf 440.000. Dagegen stieg die Zahl der Bezahlsysteme am Point of Sale, sprich der Kasse im Einzelhandel, um 11,7 Prozent auf 12,4 Millionen Stück.

Vor dem Hintergrund, dass Kunden in immer mehr Einzelhandelsgeschäften auch Geld abheben können, ist der Rückgang bei den klassischen Geldautomaten durchaus zu verschmerzen. Dazu kommt, dass Kreditkarten inzwischen auch im Supermarkt erhältlich sind, der Discounter Teile des Bankgeschäftes übernimmt.

Die Massenzahlungssysteme

Der Markt der Massenzahlungssysteme wird von vier großen Unternehmen dominiert, auch wenn es in der Summe 41 Anbieter in Europa gibt. Bei den vier Großen handelt es sich um CORE in Frankreich, STEP2 , BACS im Vereinigten Königreich und RPS in Deutschland. STEP2 agiert europaweit. Die großen Vier wickelten im Berichtsjahr 65% des gesamte Volumens und 66% des gesamten Eurogegenwertes ab.

Spitzenreiter bei der Anzahl der Transaktionen ist CORE mit über 14 Milliarden Stück und einem Volumen von knapp sechs Billionen Euro. An zweiter Stelle folgt STEP2 mit einer Anzahl von zehn Milliarden Transaktionen und einem Volumen von über 13 Billionen Euro. BACS und RPS bewegen sich als dritter und vierter Anbieter sowohl in Bezug auf die Volumina als auch auf die Anzahl im unteren einstelligen Bereich.

Großbetragszahlungssysteme

Während Massenzahlungssysteme für die Masse der Verbraucher entwickelt wurden, greifen Großbetragszahlungssysteme bei Interbankenzahlungen und zeitkritischen Aufträgen. Im Jahr 2016 wickelten die zwölf in Europa aktiven Systeme 801 Millionen Aufträge mit einem Volumen von 689 Billionen Euro ab. Dabei entfielen auf die zwei größten Anbieter, TAGET2 und EURO1 rund 142 Millionen Transaktionen mit einem Volumen von 527 Billionen Euro. Damit deckten diese beiden Unternehmen rund 76 Prozent des Gesamtaufkommens ab. Außerhalb der Eurozone dominiert CHAPS Sterling aus Großbritannien das Geschehen.

Wie sieht es außerhalb der Eurozone aus? Das wichtigste Großzahlungssystem Continuous Linked Settlement (CLS) kam im Jahr 2016 über alle Währungen weltweit hinweg auf ein Auftragsvolumen von 1.162 Billionen Euro bei 209 Millionen Transaktionen. Mit einem Viertel der Transaktionen gegenüber den europäischen Systemen kam CLS fast auf das doppelte Volumen.

Wie bezahlen die Europäer am liebsten, wenn es bargeldlos sein soll?

Wer schon einmal in England war, weiß, dass die Briten fast alles mit Karte bezahlen. Für den Kaffee im Vorbeigehen wird die Karte genauso vor das NFC-Terminal gehalten, wie für das Bier abends im Pub. Für Deutschland ist dies ein unvorstellbarer Bruch mit den Bezahlgewohnheiten in der Kneipe um die Ecke.

Bei den Briten entfallen 65,1 Prozent des bargeldlosen Bezahlens auf Kartenzahlungen. Wer glaubt, dies sein ein Spitzenwert, irrt jedoch. Die Dänen bringen es auf satte 81 Prozent. Allerdings kennt Dänemark keine Lastschriften. Die Anzahl der Kreditkartenzahlungen in Deutschland fiel mit 19 Prozent Anteil am bargeldlosen Zahlungsverkehr fast bescheiden aus und sichern Deutschland dafür den letzten Platz bei einem Zuwachs von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Andererseits sind die Deutschen mit einem Anteil von 50,6 Prozent bei Lastschriften absoluter Spitzenreiter.

Bei Überweisungen führen die Tschechen die europäische Statistik an. Im Jahr 2016 machten Überweisungen 66,5 Prozent des bargeldlosen Zahlungsverkehrs dort aus. Trotzdem liegt Tschechien mit einem Anteil von 30,7 Prozent und einem Plus von 3 Prozent bei Kreditkarten noch vor Deutschland. Das Schlusslicht in Rubrik Überweisungen stellen die Portugiesen mit 13 Prozent. Die Iberer liegen allerdings bei Kartenzahlungen mit 69,3 Prozent in Europa an zweiter Stelle. Deutschland bewegt sich mit einem Anteil von 29,6 Prozent im Mittelfeld.

Die älteren Semester erinnern sich noch an den Euroscheck, gültig in Verbindung mit der Scheckkarte bis zu einer Höhe von 400 DM oder dem entsprechenden Gegenwert in Fremdwährung. Im Geschäftsleben wurden viele Rechnungen noch mit einem Verrechnungsscheck bezahlt. Hier hat sich das Bild vollständig verändert. Der Scheck ist, mit Ausnahme von drei Ländern, in Europa faktisch tot. Großer Beliebtheit erfreut er sich nur noch in Malta (17,8 Prozent), in Zypern (15,3 Prozent) und in Frankreich. Dort macht er immerhin noch 10,2 Prozent am gesamten inländischen bargeldlosen Zahlungsverkehr aus.

Im Gegensatz zu den drei Zahlarten Überweisung, Lastschrift und Scheck, die fast durchgängig im Vergleich von 2015 zu 2016 rückläufig waren, legten die Kartenzahlung fast überall in Europa zu. Lediglich Dänemark (-0,1%), Kroatien (-3,5%) und Schweden (-1,4%) verzeichneten marginal rückläufige Zahlen. Den größten Beliebtheitssprung konnten Karten dagegen mit einem Zuwachs von 13,5 Prozent in Griechenland verbuchen, gefolgt von Ungarn mit fünf Prozent.

Relative Bedeutung von Zahlungsinstrumenten
EU-Mitgliedsland Überweisung Lastschrift Kartenzahlung Scheck
Belgien 37,0% 12,9 49,4 0,3
Bulgarien 53,3% 1,2 20,5 0
Tschechische Republik 66,5% 2,7 30,7 0
Dänemark 18,7% 81,3 0
Deutschland 29,6% 50,6 19 0,1
Estland 33,3% 66,3 0
Irland 20,7% 10,1 62,6 3,1
Griechenland 45,4% 4,1 47 1,2
Spanien 15,0% 27,9 50,4 0,9
Frankreich 17,9% 19 52,6 10,2
Kroatien 45,7% 3,5 38,4 0
Italien 24,5% 13,8 45,5 3,2
Zypern 18,8% 9,6 53,2 15,3
Lettland 39,1% 0 60,8 0
Litauen 35,6% 51,5 0
Luxemburg 2,5% 0,8 5,3 0
Ungarn 46,6% 5,9 45 0
Malta 24,1% 3 53 17,8
Niederlande 29,2% 16,1 54,7 0
Österreich 32,0% 25,5 39,1 0,1
Polen 43,0% 0,5 56,5 0
Portugal 13,0% 12,4 69,3 2,7
Rumänien 39,4% 1,8 58,4 0,3
Slowenien 41,4% 10,8 42,2 0
Slowakei 47,6% 3,6 46,2 0
Finnland 37,1% 62,8 0
Schweden 27,3% 6,3 66,3 0
Großbritannien 16,8% 16,2 65,1 1,9
Quelle: Bundesbank.de – Zahlungsverkehrsstatistik 2016
Zum Kreditkartenvergleich