American Express vor Gericht wegen zu hoher Gebühren

American Express steht eine Gerichtsentscheidung bevor, die den Großteil ihrer Umsätze betreffen. Es geht um die Gebühren, die die Händler bezahlen müssen, sobald ein Kunde seine American Express Karte nutzt. 65 Prozent des Umsatzes von Amex stehen auf dem Spiel.

Sollte Amex vor Gericht unterliegen, würde das bedeuten, dass die Service-Gebühren sinken werden. Diesen Preisvorteil könnten die Händler dann an die Kunden weitergeben, zum Beispiel in Form von speziellen Rabatten für Kreditkartennutzer, deren Kartengesellschaft besonders gute Konditionen für die Akzeptanzstellen anbietet.

Was vielen Kreditkartennutzern nicht bewusst ist: Jeder, der es seinen Kunden ermöglicht, mit Kreditkarte zu bezahlen, muss dafür diverse Gebühren an die Kreditkartengesellschaft bezahlen. Die Höhe der Gebühr ist abhängig von der Kreditkartengesellschaft und von der Branche, in der das Unternehmen operiert. Sie bewegt sich bei uns z.B. im Handel zwischen zwei und drei Prozent. Diese Gebühren werden über die Preise an die Verbraucher weitergegeben.

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Rückblick

Der vorliegende Fall ist bereits vier Jahre alt. 2010 reichte das US-Amerikanische Department of Justice (Justizministerium) Klage gegen die drei großen Kreditkartengesellschaft ein. VISA, MasterCard und American Express wurde vorgeworfen durch ihre Gebührenstruktur höhere Preise für die Konsumenten zu erwirken. VISA und MasterCard lenkten ein und stimmten einer rekordverdächtigen 5,7 Milliarden US-Dollar Einigung mit US Händlern zu. Es ging um angebliche Gebühren-Absprachen. So waren VISA und MasterCard aus dem Rennen, doch American Express blieb standhaft.

Später, im Jahr 2013, wurde ein Nebenabkommen mit den US-Händlern getroffen. Dieses sah vor, dass die Händler eine Gebühr für die Nutzung von American Express Karten erheben durften, solange sie dieselben Gebühren auch für die Nutzung anderer Kreditkarten aufriefen. Daher rührt die die Amex-typische „Take it or leave it“ Regelung (zu Deutsch: „Nimm es oder lass es“; bzw. „Vogel friss oder stirb“).

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Es geht um Marktmacht und Fairness

Übersetzt bedeutet das: Amex nutzt seine 26%ige Marktmacht in den USA dazu aus, die Händler zur Zahlung von Gebühren zu zwingen. Denn bei dieser Marktmacht können es sich Unternehmen schlicht nicht leisten, keine Amex-Karten zu akzeptieren. Jeder vierte Kunde wäre verprellt…

Gleichzeitig sollte aber Fairness auf dem Markt herrschen. Daher die Vereinbarung: Wenn Gebühren für die Nutzung von American Express Karten erhoben (und an Kunden weitergegeben) werden, dann muss das für alle Kartennutzer gelten. Im Ergebnis hebt das natürlich die Verbraucherpreise deutlich an und die Barzahler kommen für auch für Gebühren auf, die sie nicht in Anspruch nehmen. Außerdem werden VISA und MasterCard Nutzer ebenfalls unfair belastet.

Und genau dagegen kämpft das Justizministerium der USA. Sie wollen, dass American Express in denselben Deal wie bereits VISA und MasterCard einwilligen und die Gebührenstruktur anpassen. Das ist nicht wenig verlangt, denn immerhin geht es für Amex um 65% ihres Umsatzes.

Was geschieht nun, wenn American Express vor Gericht verliert?

Ob das aber so passiert, dürfte fraglich sein. Seit Jahrzehnten sind die Konsumenten daran gewöhnt mit Kreditkarte zu bezahlen. Und seit es diese Systeme gibt, hohlen sich die Händler die Gebühren, die sie zahlen müssen, auch wieder, indem sie die Preise anpassen. Das bedeutet, dass die Kunden ein gewisses Preisniveau gewohnt sind und akzeptieren. Wieso sollte dann ein Händler auf dieses willkommene Plus an Profit-Marge durch die geringeren Gebühren verzichten?

Da keine der Parteien ein ernsthaftes Interesse daran haben dürfte, dass eine Neuregelung der Gebührenstruktur der breiten Masse bekannt gemacht wird, wird sich diese auch kaum erheben und günstigere Preise fordern. Es könnte allerdings auch sein, dass im strengen Wettbewerb des US-Marktes jede Möglichkeit genutzt wird, um sich von anderen Händlern abzuheben. Der echte Preisvorteil wird dann zum aggressiven Marketing-Argument und führt so unter Umständen doch zu einem flächendeckenden Absenken der Preise.