»National« Mobile Payment-Lösung in der Schweiz

Die Schweiz hat offensichtlich eine nationale Mobile Payment-Lösung gefunden mit der Bezahl-App Paymit. Paymit ist vor allem eines: kompatibel für zahlreiche Finanzdienstleister und Kreditinstitute. Dazu zählen vorwiegend Schweizer Bankhäuser wie die UBS und die ZKB. Die Credit Suisse soll Paymit ebenso bald für seine Kunden bereitstellt haben. Kompatibel bedeutet in diesem Fall, dass eine große Anzahl von Nutzern erreicht werden kann, da es möglich ist, dass die App durch mehrere Finanzdienstleister genutzt werden kann. So können Kunden der USB ebenso wie jene der ZKB Paymit problemlos Usern zur Verfügung stellen.  

Wer steht hinter Paymit?

Hinter Paymit steht einer breit aufgestellter Finanzdienstleister: das Unternehmen Six. Es ist in mehreren Bereichen angesiedelt und betreibt als main player in der Schweiz die Infrastruktur der Finanzplätze. Das neue Produkt namens Paymit scheint das Schweizer Pendant für unser deutsches PayPal zu sein. Dabei scheint es aber so zu sein, dass »Paymit […] eine Erfolgsgeschichte [ist], an der sich deutsche Payment-Anbieter orientieren könnten.« (IT Finanzmagazin, 10.09.2015)

Surftipp: Mobile-Payment-Anbieter im Vergleich

Was macht Paymit zum Schweizer player im P2P-Bereich?

Paymit hat den Fokus auf die wesentlichen Erfolgskriterien gelegt, um das Sytem des Mobile Payment-Anbieters weiter etablieren zu können. Zu diesen Kriterien zählen:

  • die anzusprechende Zielgruppe, welche grundlegend aus jungen Menschen besteht, die vor neuen Technologien keine Berührungsängste zeigen.
  • auf DIE eine Plattform zu setzen, d. h. dort wo sich Menschen treffen, kommunizieren, es Schnittstellen gibt, dort kann eine Bezahlfunktion innerhalb von Gruppen einen wahren Innovationsschub bieten. Gerade die Jugend ist es, die gerne Geld hin und her sendet. Geld muss nicht mehr ausgelegt werden, sondern wird einfach nur noch empfangen bzw. versendet. Eine Überweisung aus dem Adressbuch mit den entsprechend hinterlegten Daten scheint dann natürlich wesentlich unkomplizierter als IBAN, BIC etc. zu suchen und einzugeben.
  • Paymit kommt zum richtigen Zeitpunkt. Diese Aussage bezieht sich vor allem auf die Tatsache, dass IBAN und BIC Eingaben hinfällig werden mit Paymit. Viele User sehen das als wahrliche Erleichterung im Online bzw. Mobile Banking. Die Bearbeitungszeit für eine Überweisung bzw. Geldsendung verkürzt sich deutlich. Dazu wird das Produkt von großen Kreditinstituten für Bezahlvorgänge genutzt. Das schafft ein Gemeinschaftsgefühl und damit Sicherheit.

In diesen drei Punkten sind wohl die aktuellen Gründe der Erfolgsgeschichte von Paymit zu sehen. Interessant bei dieser Erfolgsgeschichte ist zudem, dass die Kreditinstitute, anders als es beispielsweise in Deutschland der Fall ist, ihre »[…] ureigene[n] Interessen einer Bank hinten anstellen.« (IT Finanzmagazin, 10.09.2015) Damit wird Paymit die Chance eingeräumt, eine Plattform zu bieten, der sich die unterschiedlichsten Finanzdienstleister anschließen können. Die eigenen Dienstleistungen können dabei dennoch ganz individuell gestaltet werden. »So funktioniert die USB Paymit-App mit jedem Bankkonto, während die App der ZKB um den Dienst von Paymit ergänzt wurde und folglich nur mit dem ZKB Konto funktioniert. Gleichzeitig gibt es natürlich die eigentliche Paymit-App.« (IT Finanzmagazin, 10.09.2015

Surftipp: Welche M-Payment-Anbieter sind an das PoS angeschlossen? Hier finden Sie eine Übersicht

Die Funktionalitäten von Paymit 

Paymit bald Standard in der Schweiz?

Handy wird an PoS gehalten zur Bezahlung
© fotolia.com – vectorfusionart, NFC-Technologie am PoS

Es soll wohl nicht mehr soviel Zeit ins Land gehen bis es möglich sein wird mit Paymit auch am PoS zu bezahlen. Auch wenn sich Six der Herausforderung bewusst ist, hält man die Bezahlung mit Paymit am Point of Sale für eine Königsdisziplin. Hier allein ist die Schwierigkeit nicht die technische Integration, sondern vielmehr die Zeitdauer. Die Zahlung mit einer Kreditkarte mit NFC-Chip dauert im Normalfall gerade einmal 2 Sekunden. Sehr viel zeitverzögerter dürfte es mit Paymit nicht dauern, sonst sinkt das Interesse der Nutzer. Effizienz und Zeitersparnis werden groß geschrieben. Das aber zu erreichen, kann schon eine große Herausforderung darstellen. Zudem benötigt Six den Zugriff auf den NFC Chip im iPhone, denn dieses wird weltweit in der Schweiz am häufigsten verkauft. 

Deutschland kann mit der Schweiz nicht mithalten

Warum aber gelingt das, was Mobile Payment-Anbieter in der Schweiz erreichen, nicht in Deutschland? Ein Grund neben der breiten Angebotspalette von Mobile-Payment-Anbietern, wo der User die Qual der Wahl hat, ist wohl die Tatsache, dass auch die Händler in Deutschland sehr zurückhaltend sind. Nur eine Minderheit deutscher Kunden hat überhaupt die Möglichkeit im stationären Handel mit dem Mobiltelefon zu zahlen. Um hier einen Fortschritt zu erreichen, muss vor allem die NFC-Technologie am PoS ermöglicht werden. Da lohnt er sich doch wieder der Blick ins Ausland. So auch Donhuysen Sven Donhuysen, Gründer und Verwaltungsrat-Vorsitzender der cashcloud AG, zu Finanzen.net als es um die unterschiedlichen Fortschritte in den einzelnen Ländern geht: »In vielen Fällen wird der Ausbau an NFC-Terminals [im Ausland] deutlich konsequenter vorangetrieben und die Digital Natives mit viel Kreativität und ohne überzogene Sicherheitsbedenken an die neue Technologie herangeführt […].« (siehe Finanzen.net, 11.09.2015)

Fazit

Der Erfolg von Paymit ergibt sich tatsächlich aus der Tatsache, dass für das Unternehmen der Nutzer klar im Vordergrund steht. Denn selbst wenn Paymit nicht allein den Schweizer Markt beherrscht und Konkurrenten wie Twint oder Migros neben sich tolerieren muss, überzeugt es die Mehrheit der Schweizer Bürger als auch Unternehmen offensichtlich doch. Unserer Annahme nach vor allem durch die glasklare und zeitgenössische Produktstrategie sowie einer Form der Kommunikation, welche die Zielgruppe anspricht und tatsächlich »abholt«.