Was vom Bargeld übrigbleibt ... sind fünf Euro-Scheine?

Der Wunsch nach Abschaffung des Bargelds treibt immer weitere Blüten. Nachdem in den vergangenen Monaten bereits mehrfach von Experten gefordert wurde, sich vom Bargeld abzuwenden, kommt nun ein neuer Ansatz: Der Chefökonom der Citigroup, Willem Buiter, will nicht gleich das ganze Bargeld abschaffen, sondern den Bürgern immerhin die Fünfer-Scheine belassen. Die Fünf -Euro-Scheine und die Fünf-Dollar-Scheine sollten seiner Ansicht nach weiter im Zahlungsverkehr verbleiben.

Nur noch Bargeld mit geringem Nennwert

Anders als andere Ökonomen sieht Buiter durchaus die Bedeutung der Erhaltung von Bargeld. Doch er ist der Ansicht, dass die Beibehaltung von Banknoten mit niedrigem Nennwert im Bargeldumlauf nur dazu da wäre, das Problem der Verwendung von Währungen durch Arme und ältere Menschen möglich zu machen. Damit diese weiter Geld in den Taschen hätten und so auch an den Stellen gezahlt werden könnte, wo geringe Geldbeträge nicht mit Karte oder per Mobile Payment bezahlt werden könnten. Verbleiben sollten deshalb die Geldscheine mit einem Nennwert von fünf Euro bzw. fünf Dollar. Der Rest des Bargelds könnte dann aus dem Umlauf gezogen werden.

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Schwarz-Weiß-Denken eines Bankers

Doch sind es wirklich nur die älteren Menschen und Menschen mit geringem Einkommen, welche mit Geldscheinen bezahlen? Diese Frage lässt sich wohl eher verneinen. Es gibt zahlreiche Menschen, die sich dem Bezahlen mit Kreditkarten und Bankkarten verweigern. In den USA werden diese immer mehr. Gerade die Milleniums, die damit aufgewachsen sind, dass ihre Eltern Schulden über Schulden mit Kreditkarten gemacht und diese dann wiederum mit Kreditkarten abgelöst haben, haben keine Lust darauf, sich selbst zu verschulden und bezahlen daher bevorzugt in bar.

Der Schritt -weg vom Bargeld, hin zum Bezahlen mit Karten und dem mobilen Bezahlarten- wie es sich die Banken und die Ökonomen denken und vorstellen, ist nicht so einfach wie es in der Theorie sein mag. Die Vorstellung einer Welt, in der es nur Buchgeld gibt, mit Ausnahme von Scheinen mit kleinem Nennwert wie Buiter es fordert, dürfte vielen Menschen in aller Welt Furcht einflössen.

Info

In den vergangenen Jahren hat durch die Finanzkrise und durch Manipulationsvorwürfe und Strafen für Banken das Ansehen der Geldinstitute und das Vertrauen der Menschen in die Banken sehr gelitten. Sollte das Bargeld tatsächlich abgeschafft werden, ist davon auszugehen, dass der Schuss statt nach vorne, direkt nach hinten losgeht. Die Bürger dürften dann damit beginnen, kleine Scheine zu horten, anstatt ihr Geld zur Bank zu bringen. Nur um sich sicher zu sein, dass sie das Geld wirklich haben und es nicht nur als Buchgeld in irgendwelchen schönen Ziffern auf den Kontoauszügen steht.

Argumente gegen Bargeldabschaffung nicht relevant

Die Abschaffung der Privatsphäre durch die Abschaffung des Bargelds ist ein wichtiges Thema, gerade der Kritiker. Gibt es nur noch Buchgeld und Bargeld in geringem Nennwert, ist schnell ersichtlich, wie viel Geld jemand wirklich hat. Die Risiken des Eingreifens seitens der Regierung oder der zuständigen Notenbank würden dadurch massiv ansteigen. Zudem würde der Umstieg auf fast ausnahmslos elektronische Zahlungsmöglichkeiten und Zahlungssysteme auch die Gefahr neuer Sicherheitsrisiken mit sich bringen.

Für Buiter jedoch spielt all das nur eine untergeordnete Rolle. Die Worte des Chefökonom des Citigroup sind hier nur allzu deutlich: „Zusammenfassend stellen wir daher fest, dass die Argumente gegen die Abschaffung der Währung eher schwach scheinen.“ Damit wird jenen Bürgern und Ökonomen über den Mund gefahren, welche Bedenken gegen die Bargeldabschaffung haben, als wären diese nichts wert und nicht von Bedeutung.

Genau dies birgt jedoch noch größere Risiken in sich: Es zeigt, dass der Bürger Bedenken hat und dies zu Recht. Bedenken überhaupt nicht Ernst genommen zu werden von den großen Banken und jenen Ökonomen, die für die Bargeldabschaffung sind. Dies aber ist der falsche Weg, den Menschen Vertrauen einzuflößen um tatsächlich vermehrt auf elektronische Zahlungssysteme umzusteigen und nicht zuhause unter der Matratze und im Wäscheschrank Bargeld zu horten.

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Die Zentralbanken in aller Welt haben ein Problem

Straßenschild mit Beschriftung Lösung und ProblemDie Notenbanken haben nach wie das Problem, in Krisenzeiten an den Zinsen schrauben zu müssen. Im Kampf gegen die Krise wird dann der Leitzins gesenkt, damit die Konjunktur durch den vermehrten Konsum und die vermehrte Vergabe von Krediten (vor allem bedingt durch niedrigere Kreditzinsen) angekurbelt werden kann.

Früher hat dies funktioniert, doch die Sache ist längst aus dem Ruder gelaufen. Seitdem die Verbraucher und auch die Unternehmen nicht einfach dem Handeln der Zentralbanken Folge leisten, sondern mitunter ganz anders reagieren als es gewünscht und bezweckt ist.

Das Bargeld abschaffen im Kampf gegen die Krise, wäre damit ein Weg um negative Zinsen auf Null zu bringen und das im Umlauf befindliche Geld – da ja dann weitestgehend nur noch als Buchgeld vorhanden ist – besser kontrollieren zu können. Doch auch dies ist nur eine Theorie und funktioniert nur dann, wenn sich die Bürger tatsächlich auf diesen Weg einlassen, ohne damit zu beginnen in Massen Geldscheine mit kleinem Nennwert zu bunkern.

Nur eine Teillösung bringt eine wirkliche Lösung

Die Abschaffung des Bargelds stellt eine Bevormundung des Bürgers dar, wenn dieser lieber seine Geldscheine und seine Münzen behalten möchte. Auf der anderen Seite stellen die elektronischen Zahlungsmöglichkeiten und Zahlungssysteme natürlich eine Bereicherung dar:

  • für Verbraucher,
  • für den Handel,
  • für die Unternehmen und
  • für die Banken gleichermaßen.

Für die Notenbanken und Regierungen dieser Welt bedeutet dies, dass sie einen Mittelweg finden müssen

  • zwischen Bargeld und Buchgeld,
  • zwischen Geldscheinen und Münzen und
  • elektronischen Möglichkeiten des Bezahlens wie Kreditkarten und Mobile Payment.

Nur eine Richtung allein ist mit Sicherheit der falsche Weg, um das Vertrauen der Bürger zu behalten oder neu zu gewinnen.

Dennoch ist bereits heute absehbar, dass der Trend in die Richtung der Bargeldabschaffung gehen wird. Für den Handel sind die elektronischen Zahlungssysteme praktischer und die Banken können die jeweiligen Buchungen auf elektronischem Wege schneller abwickeln. Gerade das Mobile Bezahlen und digitale Währungen wie der Bitcoin werden früher oder später eine große Rolle spielen: Auch in Deutschland, noch aber wird hierzulande am liebsten bezahlt mit: Bargeld.

Die Richtung ist mehr als offensichtlich

Goldfische folgen Dollar an AngelDie Diskussionen über die Abschaffung des Bargelds werden dessen ungeachtet weitergehen. Die Notenbanker dieser Welt wie die Banken und die Ökonomen werden den Diskussionsfaden freudig weiter spannen. Davon ist auszugehen. Alle Argumente gegen die Bargeldabschaffung bewirkten bisher kaum etwas. Der Weg wird weggehen vom Bargeld. Früher oder später werden die Barmittel immer mehr eingeschränkt werden. In Frankreich ist dies bereits ein großes Thema und andere Länder werden nach und nach folgen.

Auch in Deutschland wird irgendwann der Tag kommen, an dem die elektronischen Zahlungsmöglichkeiten und Zahlungssysteme die Oberhand gewinnen werden. Zwar mag sich der Verbraucher noch wehren, doch was nützt ihm alles Bargeld, wenn er eines Tages – wenn Buiters Vision irgendwann wahr werden sollte – nur noch mit kleinen Scheinen bar bezahlen kann. Das bedeutet: Irgendwann wird in den Köpfen der Bürger die Wende kommen, oder zumindest kommen müssen.

Eines ist wahrscheinlich sicher: Der Trend hin zu elektronischem Geld beim Bezahlen ist nicht mehr aufzuhalten und wird eher weiter gefördert, denn gebremst werden seitens der Notenbanken und seitens der Regierungen.

Das Problem sind die Geldscheine mit hohem Nennwert

Hand hält 500-EuroscheineDas Bargeld in großen Teilen eines Tages aus dem Verkehr zu ziehen und abzuschaffen dürfte jedoch ein großer Akt der Enttäuschung werden. Vor allem die großen Scheine, in der Euro-Zone sind dies die 500 Euro-Scheine, werden kaum eingetauscht werden von ihren Besitzern. Sie werden gehortet und befinden sich kaum im Umlauf.

Fazit

Was bedeutet: Diese Scheine könnten nur dann abgeschafft werden, wenn man diese entwertet und so die Bürger dazu zwingt, sie entweder gegen kleinere Scheine oder gar nur gegen elektronisch vorhandenes Geld = Buchgeld einzutauschen. Der Weg vom Bargeld zu nur elektronischen Zahlungsmöglichkeiten wird ein weiter Weg sein, doch der Anfang ist bereits gemacht. Skandinavien macht es vor und immer mehr Länder werden früher oder diesem Weg folgen oder folgen müssen.