Facebook Pay – Geld senden und Bezahlen im sozialen Netzwerk

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Facebook hat seine Fühler schon früh Richtung Zahlungsverkehr ausgestreckt. Die Ambitionen waren und sind zwar groß, bislang aber nur bedingt in die Tat umgesetzt worden. Jetzt ist Facebook Pay in den USA gestartet. Damit hat nach Google und Apple der nächste Internetkonzern ein Standbein im Bereich der Zahlungsabwicklung. Der Sektor ist für das soziale Netzwerk insofern attraktiv, als es auch hier um Daten und damit das Kerngeschäft des Unternehmens geht. Das neue Angebot hat laut Aussagen der Verantwortlichen jedoch nichts mit der geplanten Kryptowährung Libra zu tun.

Was ist Facebook Pay?

Facebook Pay soll Nutzern eine bequeme und sichere Zahlungserfahrung bei Facebook, dem Messanger, Instagram und WhatsApp bieten. Die Möglichkeit, über die Apps einzukaufen, Geld zu senden oder zu spenden, besteht zwar schon. Mit Facebook Pay möchte das Unternehmen diese Zahlungen nun komfortabler gestalten. Der Fokus liegt dabei auf den Themen Sicherheit und Usability.

Das Grundprinzip ist hinlänglich bekannt: Nutzer hinterlegen in den Apps ihre bevorzugte Zahlungsmethode. Zur Wahl stehen derzeit PayPal und Kreditkarten. Der Vorteil für Konsumenten: Statt bei jeder Transaktion die Bank- oder Kartendaten erneut eingeben zu müssen, sind sie sicher bei Facebook Pay gespeichert. Bestätigt wird der Zahlungsvorgang dann mit einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN) oder einem biometrischen Merkmal wie dem Fingerabdruck und dem Gesichtsscan (je nachdem, welche Möglichkeiten das Endgerät bietet).

Surftipp: Mobile-Payment-Anbieter im Vergleich

So funktioniert Facebook Pay

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Nach derzeitigem Stand muss man Facebook Pay App für App einrichten. Alternativ kann man festlegen (laut Facebook Blog nur, sofern verfügbar), dass Facebook Pay über alle Apps hinweg verwendet werden soll. Diese Option besteht im Moment noch nicht, da auch noch längst nicht alle Apps eingebunden sind.

Der erste Schritt ist also, über die Einstellungen Facebook Pay aufzurufen und einzurichten. Dazu gehört, eine Zahlungsmethode hinzuzufügen und die entsprechenden Zahlungsdaten wie die Kreditkartennummer zu hinterlegen. Sobald eine Zahlung erforderlich ist oder erfolgen soll, kann man in den jeweiligen Apps Facebook Pay als Zahlungsmethode wählen und die Transaktion binnen weniger Sekunden abschließen.

Zusammenfassung:

  1. Einstellungen aufrufen
  2. Zahlungsmethode festlegen
  3. In Zukunft mit Facebook Pay bezahlen

Facebook Pay basiert auf bestehenden Infrastrukturen

Entscheidend ist, dass alle Zahlungen über Facebook Pay in Kooperation mit anderen Unternehmen erfolgen. „Zahlungen werden in Partnerschaft mit Unternehmen wie PayPal, Stripe und anderen auf der ganzen Welt abgewickelt“, erklärt Deborah Liu, Vizepräsidentin Marketplace & Commerce im offiziellen Facebook-Blog. Denn das soziale Netzwerk ist weder eine Bank noch ein Kreditkartenunternehmen, kann Zahlungen also nur über Dritte realisieren. Dabei setzt der Konzern auf bestehende Finanzinfrastrukturen und die genannten Partnerschaften.

Wofür und wo kann man Facebook Pay aktuell nutzen?

Da es sich um ein recht junges Projekt handelt, sind die Möglichkeiten von Facebook Pay aktuell noch beschränkt. Eingeführt wurde es in den USA bei Facebook selbst und im Messanger. Instagram und WhatsApp sowie weitere Nationen werden folgen. Wann und wo Facebook Pay in nächster Zeit ausgerollt wird, steht noch nicht fest.

Bezahlen kann man vorerst nur Veranstaltungstickets, bei Spendenaktionen, Käufen in Spielen sowie Einkäufen auf ausgewählten Seiten. Hinzu kommen persönliche Zahlungen im Messanger, zum Beispiel, um einem Bekannten oder Verwandten 25 US-Dollar zu schicken. Vorausgesetzt, beide nutzen Facebook Pay.

Wie sicher ist Facebook Pay?

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Das Thema Sicherheit spiel bei Facebook Pay eine herausragende Rolle. Angesichts gleich mehrerer Skandale in der Vergangenheit räumt Facebook mögliche Sicherheitsbedenken mit einem eigenen Blogpost aus. „Bei Zahlungen stehen Sicherheit und Datenschutz an erster Stelle“, erklärte Erin Egan, Vizepräsident und Chief Privacy Officer. Dazu werden nach Auskunft des Konzerns eine Reihe von Maßnahmen ergriffen.

Der Sicherheit dient zum einen, dass Facebook Pay zunächst noch App für App eingerichtet werden muss. Zum anderen kann eine PIN hinzugefügt und eine Berührungs- oder Gesichts-ID verwendet werden. Dadurch wird eine weitere Sicherheitsebene geschaffen. Maßgeblich dürften aber andere Vorkehrungen sein, die Deborah Liu erläutert:

„Wir haben Facebook Pay entwickelt, um Ihre Karten- und Bankkontonummern sicher zu speichern und zu verschlüsseln, eine Betrugsbekämpfungsüberwachung auf unseren Systemen durchzuführen, um nicht autorisierte Aktivitäten zu erkennen, und Benachrichtigungen für Kontoaktivitäten bereitzustellen.“

Sicherheit bietet auch die Zahlungs- und Transaktionshistorie, die nur der Nutzer einsehen kann. Weder Zahlungen noch Einkäufe werden im Profil oder im Feed angezeigt. „Es sei denn, Sie möchten sie weitergeben“, so Facebook. Der Konzern selbst übermittelt den beteiligten Unternehmen nur die Daten die nötig sind, um die Transaktion auszuführen. Das sind vor allem die Kontakt- bzw. die Versanddaten.

Facebook Pay – Sicherheitsbausteine

Im Detail: Die vier Säulen, auf denen die Sicherheit von Facebook Pay beruht:

  • Eine Betrugsbekämpfungstechnologie überwacht Käufe, um nicht autorisierte Aktivitäten zu erkennen.
  • Es erfolgt eine erweiterte Datenspeicherung und Verschlüsselung für Zahlungskarten- und Bankkontodaten.
  • Facebook verschickt Benachrichtigungen, wenn ungewöhnliche Aktivitäten festgestellt werden.
  • Nutzer können eine PIN hinzufügen oder die Biometrie des Gerätes verwenden, um die Sicherheit beim Senden von Geld oder bei der Zahlung zu erhöhen. Facebook empfängt oder speichert die biometrischen Daten des Gerätes nicht.

Was passiert mit den Daten bei Facebook Pay?

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Dass die Konto- bzw. Kreditkartendaten sicher sind, dürfte oder vielmehr müsste inzwischen selbstverständlich sein. Doch wie schaut es mit den Daten bei der Zahlungsabwicklung aus? Erfasst werden neben der Zahlungsmethode auch das Datum, die Rechnungsstellung, der Versand und die Kontaktdaten. Ziel ist es, Nutzern anhand dieser Informationen „relevantere Inhalte und Anzeigen“ zur Verfügung zu stellen. Kurzum: Facebook nutzt die Zahlungsfunktion ganz gezielt für ein aussagekräftiges Nutzerprofil.

Dass die Zahlungsaktionen auch dazu beitragen sollen, die Sicherheit und Integrität zu fördern, ist zwar lobenswert. Unter dem Strich geht es aber einfach nur um die Daten. Facebook selbst bringt es eher nüchtern auf den Punkt: „Wenn Sie beispielsweise auf dem Facebook Marketplace einen Baseballhandschuh kaufen, wird möglicherweise eine Anzeige für einen Baseballschläger angezeigt.“ Die Bank- und Kontodaten selbst sollen bei der Personalisierung von Anzeigen ganz außen vor bleiben.

Immerhin können Nutzer frei entscheiden, ob die Geschäftspartner, bei denen sie mit Facebook Pay bezahlen, die Daten für Werbezwecke nutzen dürfen. Hier geht es vor allem um die E-Mail-Adresse bzw. das E-Mail-Marketing. Über die Einstellung kann man regeln, wer nach einem Kauf oder einer Zahlung Werbung und Co. verschicken darf.

Surftipp: Alternative: Apple Pay und Google Pay

Was kostet Facebook Pay?

Einer der Vorteile des neuen Zahlungsservice von Facebook: Es fallen keine Kosten kann. Geld zu senden und zu empfangen sowie das Bezahlen von Dienstleistungen und Waren ist zumindest aufseiten von Facebook gebührenfrei. Wer dafür seine Kreditkarte nutzt, dem können von der Bank bzw. dem Kreditkartenunternehmen allerdings Zinsen in Rechnung gestellt werden. Das hängt einzig und allein von der Zahlungsmethode ab, liegt jedoch nicht in der Verantwortung von Facebook Pay.

Nichtsdestotrotz verdient auch Facebook daran, dass Nutzer die Zahlungsfunktion in Anspruch nehmen. Denn mit jedem Kauf und jeden Zahlungsvorgang fallen (wie bereits mehrfach erwähnt) Daten an, die ausgewertet und für Werbezwecke genutzt werden können. Oder anders ausgedrückt: Für die komfortable Zahlungsabwicklung zahlen Verbraucher mit ihren persönlichen Daten.

Ersetzt Facebook Pay Libra?

Langfristig lautet das Ziel, dass via Facebook Pay nicht mehr in US-Dollar, Euro oder Yen, sondern mit der „hauseigenen“ Währung Libra bezahlt wird. Daran wird bereits deutlich, dass Facebook Pay keinerlei Ersatz für Libra sein soll, sondern lediglich ein Puzzlestück der Facebook-Strategie darstellt.

„Facebook Pay ist Teil unserer laufenden Arbeit, um den Handel für die Nutzer unserer Apps bequemer, zugänglicher und sicherer zu machen. Wir sind davon überzeugt, dass wir Unternehmen dabei unterstützen können, zu wachsen und Menschen überall zu befähigen, Dinge online zu kaufen und zu verkaufen“, sagt Deborah Liu.

Libra indes geht noch einen Schritt weiter. Mit einer eigenen Kryptowährung würde Facebook eine völlig neue Dimension erreichen, insbesondere im Hinblick auf die enorme Zahl potenzieller Nutzer. Dementsprechend groß sind die Bedenken. Frühere Geschäftspartner wie eBay, MasterCard und Visa haben die Segel bereits gestrichen und sich aus dem Projekt verabschiedet. Dazu dürften auch die intensiven Überprüfungen durch die zuständigen Behörden beigetragen haben. Das ändert jedoch nichts an den Bemühungen von Facebook, Libra auf den Markt zu bringen.

Fazit

Facebook Pay setzt da an, wo Google Pay und Apple Pay längst aktiv sind. Das Credo, Nutzern eine sichere, einfache und schnelle Zahlungserfahrung zu gewährleisten, ist dabei ganz gewiss nicht ohne Eigennutz. Denn Facebook profitiert bei der Zahlungsabwicklung vom regen Datenverkehr. Somit liegen Vor- und Nachteile auf der Hand. Der Vorteil: Facebook Pay lässt sich sehr leicht in die Apps einbinden. Der Nachteil: Man gibt noch mehr über sich preis. Für Facebook kommt hinzu, dass man schon jetzt eine Plattform hat, um künftig die eigene Kryptowährung Libra zu forcieren, sofern sie denn zugelassen wird. Nur am Rand: Dass man bei Facebook nicht müde wird, immer wieder zu betonen, wie sicher die Zahlungsabwicklung ist, beweist einmal mehr, dass die Skandale vergangener Tage längst nicht vergessen sind.

Quellen und weitere Informationen

  1. Facebook-Blog: Simplifying Payments with Facebook Pay
  2. Facebook-Blog: Privacy Matters: Facebook Pay
  3. Facebook Pay Homepage
  4. Calibra Homepage (Calibra ist das Libra Wallet)
  5. Facebook-Blog: Coming in 2020: Calibra
  6. QZ.com: How Mark Zuckerberg plans to make money with Facebook Pay
  7. Businessinsider: Facebook’s new payment service will let you send money without fees across Facebook, Instagram, WhatsApp, and Messenger
  8. CNN Business: Facebook Pay aims to make it easier to send money across all of its apps
  9. Engadget.com: Don’t underestimate the power of Facebook Pay
  10. Thenextweb.com: Facebook Pay will let you make payments through Messenger, WhatsApp, and Instagram
  11. CNBC: Facebook takes on Venmo with new payments tool that can be used across its family of apps
  12. Finanzen.net: Facebook stellt Facebook Pay vor: Was bedeutet das für Libra?
  13. Spiegel Online: Facebook führt seinen Bezahldienst ein
  14. Golem.de: Facebook führt eigenen Bezahldienst ein
  15. BTC-Echo.de: Nach Libra: Facebook führt Zahlungssystem Facebook Pay ein
  16. IT-Finanzmagazin.de: Facebook Pay kommt! Bezahlfunktionen unter Facebook, Whatsapp und Co. angekündigt