Sicherheit von Kreditkarten mit Magnetstreifen bedenklich

In Europa ist die Kriminalität in Sachen Kreditkarten rückläufig. Auf dem Vormarsch ist sie hingegen in den USA. Für Hacker sind die Transaktionen mit Kreditkarten in den USA mittlerweile ein beliebtes Ziel geworden. Der Grund dafür ist der, nach wie vor immer noch zum Alltag im Zahlungsverkehr der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt gehörenden, Magnetstreifen auf solchen Karten.

Ein 8-Spur-Band aus den 60igern

Logo NRF
© NRF

Der Vorstandsvorsitzende der National Retail Federation, Matthew Shay, fand angesichts der Sicherheit der Magnetstreifen auf Kreditkarten und Debit-Karten klare Worte. Shay in einem im Januar dieses Jahres gesendeten Interview auf CNBC: „Wir verwenden im Wesentlichen ein 8-Spur-Band aus den 60er Jahren“. Damit ist die Sicherheit, die auf solchen Karten durch den Magnetstreifen gewährleistet wird, letztlich so alt, wie es zeitlich betrachtet her ist, dass die Beatles nach Amerika kamen, so Shay.

Die USA = ein rückständiges Land in Sachen Kreditkartensicherheit

Kreditkarten-Transaktionen in den Vereinigten Staaten sind die niedrig hängenden Früchte für Betrügereien und damit deutlich anfälliger für Hacker, als es die Kreditkarten anderer Staaten mittlerweile sind. In Europa spielt der Magnetstreifen auf den Kreditkarten und Bankkarten längst nur noch eine untergeordnete Rolle. Hier wird der bargeldlose Zahlungsverkehr in der Mehrheit mit den Plastikkarten über den EMV-Chip und mittels der Eingabe der Geheimnummer abgewickelt. Selbst beim Mobile Payment, das per Nahfunk durchgeführt wird, spielt der Magnetstreifen keine Rolle mehr, auch hier ist es der Chip, der die wesentlich Rolle beim Übertragen der erforderlichen Daten und der Zahlungsabwicklung selbst spielt.

Der veraltete Magnetstreifen, dessen Entwicklung Jahrzehnte her ist und der Kartensicherheit vergangener Tage entspricht, bietet dem Kartenbetrug Tür und Tor. Während Europa und viele anderen Staaten dieser Welt längst von dem Magnetstreifen als Auslesemöglichkeit bei Kreditkarten, EC-Karten und Debit-Karten abgekehrt sind, ist dieser in den USA nach wie vor gang und gäbe und führt zu einem Riesenberg an finanziellem Schaden für Banken und Kreditkartenunternehmen. Der Großteil der 1,2 Milliarden in den USA ausgegebenen Plastikkarten führt jedoch nach wie vor den Magnetstreifen als Übertragungsmerkmal, die Rückständigkeit in dieser geballten Hinsicht ist mittlerweile weltweit einzigartig für einen wirtschaftlich solch relevanten Staat, wie die Vereinigten Staaten es sind.

Höhere Preise dank Kartenbetrug

Wie ein Accenture-Report für 2013 aufzeigte, haben die Banken in den USA seit 2004 ihre Preise um 70 Prozent erhöht – als Folge des immer häufiger auftretenden Kartenbetrug in den Vereinigten Staaten. Zahlreiche Hacker und Betrüger sind mit ihren Aktivitäten längst in die USA abgewandert, haben sie doch dort durch den Magnetstreifen weitaus weniger hohe Hürden zu nehmen als beispielsweise in Europa.

Dies bedeutet: Die Bankkunden in den USA zahlen drauf, weil es die Geldinstitute über Jahre hinweg verschlafen haben vom veralteten Magnetstreifen auf die weitaus sicherere Variante, den EMV-Chip, zu wechseln.

EMV-Chip kommt – langsam

Kreditkarte mit EMV-Chip
© svort – Fotolia.com

Nach und nach erkennen die Banken in den USA, wie viel Geld sie inzwischen verlieren, weil die Magnetstreifen auf den Kreditkarten und Debit-Karten Hacker geradezu einladen zum Kartenbetrug. In den kommenden Jahren stellen die US-Banken deshalb auf den viel sichereren EMV-Chip um und folgen damit den Sicherheitsstandards, die es in Europa längst gibt.

Für die US-Amerikaner wird dies eine große Umstellung bedeuten, bezahlen sie doch heute immer noch am liebsten mit Karte und Unterschrift. Nach der Umstellung auf den EMV-Chip wird dies nicht mehr möglich sein, da die Transaktionen von Kreditkarten und Bankkarten dann via Geheimnummer authentifiziert werden müssen, allein die Karte und die Unterschrift reichen dafür nicht mehr aus.

Kreditkartenunternehmen drängen Einzelhändler zu Investitionen

Inzwischen drängen die Kreditkartenunternehmen MasterCard, American Express, VISA und Discover die Einzelhändler in den USA dazu, Investitionen in neue Verkaufssysteme zu tätigen, damit diese in der Lage sind, die Kreditkarten und Debit-Karten mit EMV-Chip und Geheimnummer zu akzeptieren. Bis Oktober des kommendes Jahres soll dies umgesetzt werden. 

Reagiert der Einzelhandel nicht mit den entsprechenden Umstellungen, tritt die so genannte „liability shift“ in Kraft. Das heißt im Klartext: Ab jenem Zeitpunkt müssen die Händler, die ihre Systeme nicht umgestellt haben, selbst für die Schäden haften, die aufgrund von Betrügereien entstehen. Bislang waren es meist die Banken, welche die jeweiligen Kreditkarten und Debit-Karten ausgegeben haben, welche die finanziellen Betrugsschäden übernahmen.