Russland entwickelt eigenen Kreditkarten-Mikrochip

Nachdem die Ukraine-Krise so richtig ins Kochen kam, wurden Sanktionen gegen Russland erhoben, unter anderem wurden im Ausland Kreditkarten einiger russischer Staatsbürger gesperrt. Dies brachte auch Russlands Präsident Wladimir Putin auf die Palme und er sprach davon, dass eine eigene russische Kreditkarte kommen würde.

Kautionsforderungen in Milliardenhöhe

Doch ganz so einfach ging es dann doch nicht, und es entstand ein großes Hin und Her auch mit den großen Kreditkartenunternehmen VISA und MasterCard. Diese sollten plötzlich eine milliardenschwere Kaution bei der russischen Nationalbank hinterlegen, um weiter im Land selbst tätig sein zu dürfen.

Noch ist dieser Streit nicht ausgestanden, während nun die nächste Nachricht das Licht der Öffentlichkeit erblickte: Russland entwickelt eigenen Kreditkarten-Mikrochip, so berichtet es rt.com, und damit könnte nun doch langsam aber sicher Bewegung in das Ganze kommen – und die ganze Situation möglicherweise noch verfahrener machen, als sie es bisher schon ist.

Eine nationale Kreditkarte nur für Russland

Wir leben in einer Welt, in der vieles zusammenhängt und kaum mehr etwas voneinander getrennt existieren kann. Dies gilt gerade auch für den Zahlungsverkehr. Weltweit gibt es mittlerweile mehr als 30 Millionen Akzeptanzstellen für die Kreditkarten von MasterCard und VISA, Tendenz steigend.

Nun aber will Russland raus aus diesem, doch sehr praktisch zu bezeichnenden, internationalen Zahlungsverkehr und will eine eigene nationale Kreditkarte – die ja dann auch nur für Russland gelten dürfte. Denn: Wo sollte sie denn sonst noch nutzbar sein, außer in Russland, wo die Bankautomaten und Kassen dann entsprechend auch auf den neuen Mikrochip umgestellt werden müssten?

Abkehr vom Westen

Der Wutweg, den Russland da geht, ist dabei mehr als fraglich, bedeutet er letztlich doch zugleich auch eine Abspaltung vom Westen, zumindest wenn es um einen Teil des Zahlungsverkehrs geht. Damit soll der bisherige Mikrochip, der in den jetzt noch genutzten Kreditkarten von VISA und MasterCard ersetzt werden durch einen eigenen, russischen Mikrochip.

Damit ist Russland dazu in der Lage, die in ausländischen Zahlungsmitteln verwendete Technologie durch eine Eigenentwicklung zu ersetzen. Entwickelt wurde der Chip von Payment Technologies, einem Unternehmen, das Igor Godowsky gehört. Godowsky hatte 1994 die erste STB-Karte entwickelt.

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Eigener Mikrochip = verbesserte Informationssicherheit?

Begründet wird die Entwicklung – und damit der Austausch der bisherigen Mikrochips, mit einer verbesserten Informationssicherheit. Doch geht es hierbei wirklich um Sicherheit? Oder nicht eher darum, die Zahlungsflüsse in Russland überwachen und dann auch gegebenenfalls kontrollieren zu können.

Eine solche Neuerung ist ein zweischneidiges Schwert, dies ist nicht von der Hand zu weisen. Auf der einen Seite wird es damit möglich sein, alle Zahlungen wie auch Abhebungen unter die Lupe nehmen zu können. Dies riecht geradezu nach einer staatlichen Kontrolle der Geldflüsse im Land. Auf der anderen Seite, und dies ist in den Zeiten des NSA-Skandals nun mal nicht nur den Tisch zu kehren, entzieht sich damit Russland der möglichen Kontrolle der Zahlungsflüsse ihrer Bürger durch den Westen.

Letztlich kommt man nicht darum herum, beide Seiten zu betrachten. Nur eine davon zu sehen, wäre dann doch zu eindimensional gedacht. Letztlich sind beide Staaten gut darin, ihre Bürger unter die Lupe zu nehmen. Sei es nun Russland, seien es nun die USA. Deshalb sollte auch die Abkehr vom westlichen Zahlungsverkehr nicht nur in die Richtung gedacht werden, dass Russland damit mehr kontrollieren möchte wie bisher, sondern sich dadurch auch der Kontrolle durch den Westen in Gestalt der USA entziehen könnte.

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Kreditkarten unter staatlicher Kontrolle?

Der eigene nationale Mikrochip für Kreditkarten und Bankkarten riecht natürlich jedoch geradezu danach, dass es Russland dabei vor allem darum geht, die Bankgeschäfte im eigenen Land unter Kontrolle zu bekommen. Oder zumindest jederzeit ein Auge darauf haben zu können, was im Falle der Kreditkarten ausländische Anbieter eher nicht der Fall sein dürfte.

Die neue Entwicklung könnte damit der Weg zur staatlichen Kontrolle des russischen Zahlungsverkehrs sein, und damit ein weiterer Schritt weg von der Demokratie hin zur Autokratie unter Präsident Putin. Damit ist dies durchaus auch aus der kritischen Warte zu betrachten und nicht nur mit dem Hintergedanken: Ok, Russland will sich nun mal nicht weiter von VISA, MasterCard und Co. abhängig machen.

Sich der Kontrolle des Westen entziehen

Doch während die zunehmende staatliche Kontrolle die eine Seite der Medaille ist, könnte die andere Seite anders aussehen. Durch den NSA-Skandal wurde immer deutlicher, wie wenig Respekt die USA vor anderen Nationen, deren Staatsgeheimnissen und deren Staatsbürgern haben.

Surftipp: Die Qual der Wahl - VISA oder MasterCard?

Russland geht damit letztlich einen klaren Weg und damit weg von der möglichen Kontrolle der Zahlungsflüsse im eigenen Land durch eine andere Nation. Niemand von uns weiß letztlich, wie viel Einblick die NSA in die Daten und Zahlen der Kreditkartenunternehmen hat. Der gläserne Bürger ist längst Wirklichkeit geworden, auch gerade im Westen und nicht nur in den ehemaligen Staaten des Ostblocks, wo einstmals nahezu volle Kontrolle über die Bürger herrschte.

Durch die Einführung eines eigenen Mikrochips wird sich Russland letztlich abspalten vom Westen hinsichtlich des nationalen Zahlungsverkehrs. Und damit zugleich auch von der Möglichkeit, dass die USA (oder andere Staaten) Kontrolle über sowie Einsicht in die russischen Geldflüsse innerhalb des Landes haben.

Eigene Infrastruktur muss etabliert werden

Ein solch gravierende Änderung bei einem solch großen Land wie Russland bedarf natürlich zugleich einer neuen Infrastruktur. Diese muss erst etabliert werden, damit die neuen Kreditkarten und Bankkarten im ganzen Land akzeptiert und damit verwendet werden können.

Im Moment gehen russische Experten davon aus, dass der ganze Vorgang mindestens 1 ½ Jahre in Anspruch nehmen wird. Erst dann dürften die Karten mit dem nationalen Mikrochip überall verwendbar sein – innerhalb von Russland. In wie weit die russische Bevölkerung ihre bisherigen Kreditkarten der US-Kartenanbieter dann weiter im Land verwenden können, wird sich wohl erst dann herausstellen.