Mobile Payment nur ein Flop – oder noch in den Kinderschuhen? 

Mit dem Handy oder dem Smartphone bezahlen, und dafür kein Kleingeld mehr in der Tasche herumfahren haben und an der Kasse dann lange danach suchen müssen. Mobile Payment schien so einfach zu sein, so praktisch, für die Verbraucher wie auch für den Einzelhandel. Doch ist das mobile Bezahlen in Wahrheit nur ein Flop, oder steckt es einfach noch in den Kinderschuhen.

eco, der Verband der deutschen Internetwirtschaft, hat das Mobile Payment (das Bezahlen mit dem Handy) mittlerweile als „Rohrkrepierer“ bezeichnet und das Mobile Bezahlen auf seine Flopliste gesetzt. Dennoch räumt Bettina Horster, die Mobile-Expertin des Verbandes und Vorstand der Vivai Software AG ein: „Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass sich der eine oder andere Totgesagte noch wie Phönix aus der Asche erheben wird.“

Die möglichen Gründe für das Floppen des Mobile Payment

Natürlich kann man nun nicht von der Hand weisen, dass sich das Mobile Bezahlen bislang nicht so entwickelt hat, wie Experten es gedacht und sich verschiedene Unternehmen der Internetwirtschaft wie auch Zahlungsdienstleister gewünscht hätten. Doch kann man deshalb wirklich bereits jetzt von einem Rohrkrepierer sprechen? Oder wäre es nicht viel sinnvoller, den Gründen, wieso das Mobile Payment bislang nur eine Rolle am Rande der Zahlungsmöglichkeiten spielt, auf den Grund zu gehen?

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Gleich mehrere Gründe können wir beispielsweise ausmachen, die für den bisher nur mageren Erfolg des Mobile Payment verantwortlich sein könnten.

  • Neben der bislang geringen Akzeptanz des Mobilen Bezahlens bei Verbrauchern wie auch bei Händlern, spielt auch die bislang kaum vorhandene Werbung des Handels eine Rolle. Weiß ich von etwas nicht, wie soll ich es dann auch nachfragen wollen, könnte hier die negative Devise sein.

Zudem spielen vermutlich zwei andere, wichtige Punkte in den bisher kaum vorhandenen Erfolg des Mobile Payment mit hinein:

  • Die Unübersichtlichkeit für Verbraucher wie für Händler angesichts der zahlreichen Startups in diesem Bereich. Geld ist nun mal ein wichtiges Thema, auch in Deutschland, und nicht jedem möchte man dies dann doch überlassen, und sei es nur deshalb, weil man das Unternehmen schlichtweg noch nicht kennt.
  • Deshalb wird das Mobile Payment wohl erst dann zum Erfolg geführt werden können in Deutschland, wenn auch die großen Namen in das Geschäft mit dem mobilen Bezahlen einsteigen. Gerade Apple könnte hierbei wohl zum Vorreiter werden, wenn sich das Unternehmen dazu aufmachen würde, hier wird eine grundlegende Rolle zu spielen.

Zu wenig Akzeptanz bei Verbrauchern

Schwierig ist beim Mobile Payment natürlich nach wie vor die geringe Akzeptanz bei den Verbrauchern. Auch wenn Deutschland mittlerweile überflutet ist von Mobilfunkgeräten und Smartphones, womit das mobile Bezahlen ganz einfach wäre, scheuen sich die Bundesbürger immer noch sehr davor, diese Geräte auch tatsächlich zum Bezahlen zu benutzen.

Dies hat möglicherweise gleich mehrere Gründe:

  1. Zu wenige Händler, die auch eine Akzeptanz des Mobile Payment anbieten und damit technisch auch entsprechend ausgerüstet ist.
  2. Die Scheu der Verbraucher vor Unternehmen, die sie nicht kennen, die aber im Bereich des Mobilen Bezahlen die Geräte für die Händler stellen.
  3. Und der geringe Bekanntheitsgrad, der vor allem einen Schub dadurch bekommen würde, dass das Mobile Payment nicht ein Gebiet ist, das hauptsächlich Startups überlassen wird, sondern in dem auch die Global Player wie Apple und Co. mitspielen.

Erst dann ist damit zu rechnen, dass sich auch eine Vielzahl von Verbrauchern beginnt sich für die Möglichkeiten des schnellen Mobile Payment zu interessieren. Vorher wird das Mobile Bezahlen eher weiter vor sich hin seinem Nischendasein fristen, und damit wohl zugleich auch in seinen Kinderschuhen stecken bleiben, anstatt sich nach und nach weiter zu entwickeln.

Zu wenig Akzeptanz bei den Händlern

Doch nicht nur bei den Verbrauchern mangelt es hierzulande an der Akzeptanz des Mobile Payment. Auch gerade auf der Händlerseite hakt es, und dies nicht nur bei kleinen Händlern, sondern durch die Bank weg.

Immer noch gibt es zahlreiche Handelsunternehmen, welche den Einsatz von Kreditkarten nicht unterstützen und diese Zahlungsmöglichkeit bis heute nicht anbieten. Genau diese Händler scheuen sich aber meist auch, den nächsten Schritt in Richtung Zukunft des Zahlungsverkehrs anzugehen und das Mobile Payment anzubieten.

Erst wenn jedoch eine flächendeckende Akzeptanz des Mobilen Bezahlens mit dem Smartphone, dem Handy oder dem Tablet gegeben ist, wird sich dieser Bereich des Zahlungsverkehrs letztlich auch ausweiten können. Und mehr Aufmerksamkeit bei den Verbrauchern finden, anstatt sang- und klanglos in der Versenkung zu verschwinden.

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Zu wenig Werbung seitens der Händler

Der Händler und die Unternehmen, welche das Mobile Payment anbieten, sind damit hauptsächlich der Knackpunkt, wenn es um die mangelnde Akzeptanz bei den Verbrauchern geht. Dieser hat ja die entsprechenden Gerätschaften, das Handy, das Tablet oder das Smartphone, um mobil bezahlen zu können.

Und immer mehr Händler, auch kleinere, rüsten nach und nach auf, damit sie das Mobile Payment anbieten können. Doch all das nützt nicht viel, wenn nicht die entsprechende Werbung seitens der Händler gemacht wird. Wie nach dem Motto: Bei uns können Sie auch mit dem Smartphone bezahlen. Nur einfach ein Terminal an die Kasse zu stellen, oder die Möglichkeit des Mobilen Bezahlens anzubieten, wird nicht dazu führen, dass diese neue Zahlungsart auch automatisch von den Kunden akzeptiert wird.

Bislang wird hier einfach zu wenig Werbung seitens der Händler gemacht, um eine tatsächliche Aufmerksamkeit für das Mobile Payment zu erschaffen. Deshalb gibt es gerade hier einiges an Nachholbedarf für den Handel, auch in Sachen Werbung und offensivem Umgehen mit der Tatsache: Bei uns können Sie auch mit dem Smartphone bezahlen.

Viele Startups, doch auch viel Durcheinander

Doch nicht nur der Verbraucher und der Handel sind ein Knackpunkt, wenn es um die bislang noch recht geringe Akzeptanz des Mobile Payment geht. Auch gerade die Unübersichtlichkeit bei den Unternehmen, welche als Zahlungsdienstleister und / oder als Anbieter von entsprechendem technischen Equipment, trägt möglicherweise nicht gerade dazu bei, dass Verbraucher wie Händler wirklich Vertrauen schöpfen wollen.

Deshalb wäre es für die Akzeptanz bei den beiden wichtigen Seiten des Zahlungsverkehrs beim Mobile Payment wohl am wichtigsten, mehr über die Dienstleister zu erfahren und nicht, wie bisher fast, im Dienstleistungsdickicht zu ersticken. Denn wer den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, der wird auch kaum mehr den einzelnen, guten Baum erkennen.

Nur wenn die Großen kommen, wird das Mobile Payment auch groß werden

Doch Akzeptanz und Startups hin oder her, so wirklich in Gang wird das Ganze mit dem Mobilen Bezahlen in Deutschland wohl erst kommen, wenn sich auch große Unternehmen dazu aufmachen, im Bereich des Mobile Payment mitzumischen.

Wenn Apple und Co. hier irgendwann in die Gänge kommen und bei ihren bereits vorhandenen Kunden damit beginnen, ihnen das Bezahlen mit dem Smartphone und Co. schmackhaft zu machen, ist wohl davon auszugehen, dass das Mobile Payment hierdurch einen Schub bekommen könnte. Aber das US-Unternehmen wartet immer noch ab, anstatt endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Ob man damit eine wichtige Entwicklung verschläft, oder aber sie einfach nicht in Gang bringen möchte, kann bis dato nicht gesagt werden.

FazitDeshalb bleibt es beim Mobile Payment abzuwarten, ob sich früher oder später auch die großen Unternehmen gezielt mit diesem Thema zu befassen beginnen und nicht nur Äußerungen von sich geben, dass das Bezahlen mit dem Smartphone eine durchaus interessante Angelegenheit wäre.

Jetzt jedoch schon einem Flop und von einem Rohrkrepierer zu sprechen, ist weitaus verfrüht. Dazu ist das Mobile Payment noch viel zu jung, auch in seiner Entwicklung, um ihm gleich durchweg eine Zukunft absprechen zu können. Wir sind der Ansicht, Innovationen sollte man auch die Zeit geben, die sie brauchen, um sich zu entwickeln. Und eine Nachfrage aufzubauen, die vorher ja oft kaum bis gar nicht vorhanden war.