Europaweite Echtzeitzahlungen - Instant Payments ab November 2017 möglich

Die Laufzeiten bei Überweisungen betragen bei reinen Onlinebuchungen einen Werktag, bei Überweisungen mit Beleg zwei Tage. Dies sieht der Gesetzgeber so vor. Mitunter läuft dies im Bankenalltag nicht ganz so rund, wie es sollte und Überweisungen dauern gern länger als vorgeschrieben.

Für den Herbst 2017 soll eine Neuerung kommen, für welche erst die Voraussetzungen geschaffen werden müssten: die so genannten Instant Payments. Diese »Zahlungen in Echtzeit« sollen ab November übernächsten Jahres europaweit durchführbar sein. Innerhalb der Geschäftszeiten der Banken, aber auch außerhalb der Öffnungszeiten und üblichen Bearbeitungszeiten für Buchungen. D. h. auch am Wochenende, an Feiertagen sowie über Weihnachten und Silvester.

Entwicklung eines Regelwerks für europaweite Echtzeitzahlung

Das Euro Retail Payments Board hat nun die Zahlungsverkehrsbranche beauftragt, ein Regelwerk für europaweite Echtzeitzahlungen (= Instant Payments) in Euro zu erstellen. Dieses soll den Grundstein und die Grundlage für innovative Zahlungsmethoden, wie beispielsweise mobile Zahlungen zwischen Privatpersonen, bilden.

Das Euro Retail Payments Board, ERPB, ist eine Gruppe, die unter dem Vorsitz der Europäischen Zentralbank steht und der sowohl Verbände aus dem Bereich der Zahlungsverkehrs-Dienstleister wie auch Nutzer angeschlossen sind. Das Gremium vertritt die Zahlungsdienstleister in ganz Europa.

Das ERPB hat den Europäischen Zahlungsverkehrsrat, den European Payments Council, dazu aufgefordert bis November 2016 ein solches Regelwerk zu erstellen, damit dieses ein Jahr später, auf November 2017, eingeführt werden kann.

Das Regelwerk soll allen europäischen Zahlungsdienstleistern, die im SEPA tätig sind, d. h. im einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum, zur Verfügung gestellt werden.

Schnellere Überweisungen eines der Ziele

Das Mobile Payment soll in Europa vorangetrieben werden. Während das mobile Bezahlen in Deutschland nach wie vor im Hintertreffen ist, trotz zahlreicher guter Angebote in diesem Bereich, gehören Mobile Payment-Lösungen in anderen europäischen Ländern wie z.B. Schweden längst zum Zahlungsalltag der Bürger dazu.

Das bis November des kommenden Jahres geforderte Regelwerk für Instant Payments und der Umsetzung der Möglichkeiten von Echtzeitzahlungen, kommt deshalb für Europas Bürger zu einer wichtigen Zeit.

Ist der SEPA, der einheitliche Euro-Zahlungsverkehr, doch inzwischen gang und gäbe: Unternehmen und Vereine sind längst zur Nutzung

  • der IBAN
  • der 22-stelligen Kontonummer und
  • der BIC verpflichtet.
Info

Ab 1. Februar 2016 müssen auch Privatpersonen von den bisherigen maximal 10-stelligen Kontonummer und der deutschen BLZ auf die SEPA-Kontonummer und die europaweite geltende Bankleitzahl, die BIC, umsteigen.

Das Ziel, noch schnellere Überweisungen tätigen zu können, ist somit ein logisches Ziel, das sich aus der allgemeinen Verschnellerung des Zahlungsverkehrs und des Lebensalltags der Bürger in Europa ergibt. Darunter auch das Versenden von Geld an Freunde und Familie über mobile Apps, die zugleich in das Kerngeschäft der Banken einbrechen.

Wer von Instant Payments profitieren kann?

Echtzeitzahlungen bei Überweisungen würde jedem helfen:

  • Den Geldempfängern, die so schnell das Geld hätten.
  • Den Absendern, die dringend fällige Zahlungen binnen Minuten auf das Konto des Empfänger überweisen könnten.
  • Den Zahlungsdienstleistern und Banken, die so in einen gesunden Konkurrenzkampf treten könnten.

Dann ginge es nicht mehr um die Tatsache, wer wirklich schneller ist bei Überweisungen und Geldanweisungen, sondern darum, wer seinen Kunden insgesamt die besseren Konditionen für die Instant Payments und/oder die Konten bzw. Zahlungsdienstleistungen bietet. Die Profiteure von Echtzeitzahlungen wären die Kunden und die Anbieter gleichermaßen, sowie die Empfänger der Zahlungen, die so ihr Geld auch außerhalb der Banköffnungszeiten erhalten könnten.

Der Weg in die Welt des mobilen Bezahlens

Mit dem Weg in Richtung der Instant Payments wird auch der Weg des Mobile Payment neuen »Zündstoff« bekommen. Die Echtzeitzahlungen bei Überweisungen dürften durchaus auch für jene interessant werden, die bislang mit dem mobilen Bezahlen selbst nichts am Hut hatten und haben.

Sollte die Möglichkeit im November 2017 wirklich kommen, dass Überweisungen innerhalb von Minuten auf dem Konto des Empfängers auftauchen – ungeachtet der Uhrzeit und ob es unter der Woche, am Wochenende oder an irgendwelchen Feiertagen ist – würde dies einen Meilenstein in der Geschichte des Zahlungsverkehrs bedeuten. Von diesem können alle Bürger Europas profitieren und auch in Deutschland könnten sich vermutlich mehr Menschen für Mobile Payment begeistern als es bislang der Fall ist

Und wie sieht es mit den Kosten aus?

Zahlungen in Echtzeit, dies sollen die Instant Payments mit sich bringen. Allein den positiven Aspekt zu betrachten, wäre jedoch zu kurz gefasst. Ein anderes Thema drängt sich hier auf, das bei aller Freude über die Zukunft des europäischen Zahlungsverkehrs nicht unter den Tisch fallen sollte: die Kosten.

Zwei Möglichkeiten gäbe es wohl für die Banken, die Überweisungen in Echtzeit anbieten werden.

Das eine ist die Erhebung von Gebühren je Instant Payment-Vorgang. Das andere ist das Erhöhung der generellen Kontogebühren, um die Kosten für Echtzeitzahlungen wieder herein zu bekommen. Von letzterem wären entweder alle Kunden einer Bank betroffen, wenn die Geldinstitute die Kosten auf alle umlegen würden. Oder die Kunden, welche die Instant Payments gezielt für ihr Konto angeboten bekommen wollen.

Für Zahlungsdienstleister, welche in die Konkurrenz der Banken getreten sind und weiter treten wollen, wären Echtzeitzahlungen bei Überweisungen hingegen die Möglichkeit, Banken Kunden abzunehmen. Je mehr Dienstleistungen sie anbieten, die Kunden einen großen Nutzen bringen, desto mehr Möglichkeiten haben sie auch, im Konkurrenzkampf zu überleben.

Wie es am Ende genau mit den Kosten aussehen dürfte, wird vom Regelwerk selbst abhängen. Je nachdem, welche Vorgaben dort gemacht werden, die von den Banken und Zahlungsdienstleistern umgesetzt werden müssen bei den Echtzeitzahlungen. Auch in Sachen Kosten und Gebührenstellung für die Kunden selbst.

Fazit 

Wenn das Regelwerk für Zahlungen in Echtzeit kommt, und dann auch so umgesetzt wird, beginnt in Europa eine neue Ära in Sachen Zahlungen und Überweisungen. Die Gangart vieler Banken, bei Überweisungen so lange wie möglich Zeit zu schinden, und vor allem zum Wochenende hin den Zeitpunkt für Überweisungen möglichst eng und kurz zu halten, hätte keinen Einfluss mehr auf die Zahlungen und den Zeitraum, in welchem die Empfänger diese erhalten.

Bei Instant Payments, bei denen Banköffnungszeiten und das Wochenende keine Relevanz mehr hat, müssten die Banken das Geld tatsächlich in Echtzeit anweisen. Damit dieses innerhalb von einigen Minuten auf dem Konto des Empfängers ankommt. Hier dann das Geld vorzuhalten, um das Geld immer noch eine Zeitlang für sich arbeiten zu lassen, wäre dann nicht mehr möglich.

Auf die Banken würden damit zahlreiche Änderungen zukommen. Während Zahlungsdienstleister wie PayPal und Co. Zahlungen oft bereits in Minutenschnelle möglich machen, und diese dann gutschreiben. Sind die Banken und Sparkassen noch weit entfernt von dieser Möglichkeit. Es bleibt zu hoffen, dass sich mit der europaweiten Einführung der Echtzeitzahlungen wirklich etwas daran ändert.