Eine Karte namens Mir – Die nationale russische Kreditkarte

Mir, das steht in der russischen Sprache für Frieden oder Welt und es mutet fast wie Sarkasmus an, dass die nationale Kreditkarte Russlands diesen Namen tragen wird. Schließlich ist diese Karte ein Zeichen der Abwendung von der Abhängigkeit der Zahlungssysteme anderer Staaten und zugleich als ein Zeichen gegen die westliche Welt zu verstehen. Noch ist „Mir“ nur ein Prototyp aber das neue Kreditkartensystem zum Bezahlen wird kommen. Das dazugehörige russische Zahlungssystem selbst wurde bereits eingeführt.

Mit neuer Kreditkarte Abwendung vom Westen

Der Ruf nach einer nationalen russischen Kreditkarte wurde laut nachdem die Sanktionen der USA und der Europäischen Union russische Bürger hart trafen. Die Kreditkartenunternehmen Visa und MasterCard sperrten deren Konten, so dass diese weder in den USA noch in der EU an Geld kamen. Reiche Bürger aus Russland standen damit plötzlich mittellos da, nur weil sie ihre Kreditkarten aufgrund der Sanktionen nicht mehr nutzen konnte.

In der Folge verhängte die russische Regierung Sanktionen gegen die beiden Unternehmen und der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, machte deutlich, dass das Land sein eigenes Kartensystem aufbauen werde. Damit wird eine Abkehr vom Westen vollzogen, die aus Sicht der beiden großen Kreditkartenunternehmen natürlich schlecht ist, geht so doch möglicherweise ein großer Markt in Russland verloren. Aus Sicht Russlands hingegen befreit man sich von der Abhängigkeit von westlichen Kreditkartensystemen, was nur zu verständlich ist.

Prototyp in Moskau vorgestellt

Wie „Russia beyond the headlines“ berichtet, wurde nun in der russischen Hauptstadt der Prototyp der Kreditkarte vorgestellt, die ein neues Kartensystem in Russland mit sich bringen wird. Wann das neue Kreditkartensystem mit Mir im ganzen Land eingesetzt wird, ist hingegen noch nicht bekannt, dies wird wohl noch eine Weile dauern. Was aber eher von der Größe des Landes und den technischen Gegebenheiten, denn von den Möglichkeiten der Regierung, die hinter der nationalen Kreditkarte steht, abhängig ist.

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Interessant dabei ist vor allem, dass es bereits jetzt Interessenten für eine Kooperation mit Mir gibt. Sowohl das US-Kreditkartenunternehmen MasterCard wie das Japan Credit Bureau (JCB), eine Kreditkartengesellschaft aus Tokio, hätten dies bereits signalisiert. Weitere mögliche Partner der nationalen Kreditkarte und dem dazugehörigen Kartensystem sollen nach Angaben der Vize-Chefin der Bank Rossii, der Zentralbank der Russischen Föderation, Olga Skorobogatowa, aus den anderen BRICS-Staaten kommen.

Technische Probleme vorprogrammiert

Ein auf Technik basierendes System zu installieren, dauert seine Zeit. Doch Russland hatte es eilig, das neue Zahlungssystem so schnell wie möglich im ganzen Land umzusetzen. Dies hat vor allem zu einem geführt: zu technischen Problemen.

Anstatt es langsam und Schritt für Schritt einzuführen, wurde hier mit der Brechstange vorgegangen. Was zugleich das Problem mit sich bringt, dass es zu einer Schwächung des Vertrauens der Bürger in das Kartensystem kam. Um dieses zurückzugewinnen, muss Mir funktionieren und möglichst überall einsetzbar sein. Wann dies der Fall sein wird, bleibt noch abzuwarten. Ein funktionierendes System ist die Grundvoraussetzung für das Interesse der Bürger an einer solchen nationalen Kreditkarte. Ist dies umgesetzt, kann der weitere Weg von Mir seinen Lauf nehmen.

Kommt Pflicht zur Nutzung des neuen Kartensystems?

Seine Bürger wird Russland kaum zur Nutzung der neuen, nationalen Kreditkarte verpflichten können. Es sei denn, das Land sperrt alle anderen Kreditkartengesellschaften aus und lässt nur noch die Mir zu. Ein anderer Weg wäre es aber, die Gesellschaften, welche dem Staat gehören, zu einer Nutzung der neuen Kreditkarte zu verpflichten.

Damit würden die US-Kreditkartenunternehmen wichtige Kunden verlieren und dies spürbar in Umsatz und Gewinn merken. Die nationale Kreditkarte hätte dadurch in wichtigen Bereichen die Oberhand. Wäre das Kartensystem eines Tages erfolgreich flächendeckend installiert, könnte dies immer mehr russische Bürger zum Umsteigen oder zumindest zu einer zweigleisigen Kartennutzung bringen. Da sie an das Kreditkartensystem in den staatlichen Gesellschaften bereits gewöhnt sind.

Visa und MasterCard an nationales Zahlungssystem angeschlossen

Das Zahlungssystem in Russland, das zum 1. April dieses Jahres an den Start ging, hat bereits übergreifende Partnerschaften. So haben sich die US-Kreditkartenunternehmen Visa und MasterCard längst an das nationale System angeschlossen. Bislang ist jedoch nicht bekannt, ob Visa auch hinsichtlich der Kreditkarte Mir mit dem Zahlungssystem kooperieren wird.

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Mir über die Grenzen hinaus nutzen?

Mann schaut auf GlobusEine Kooperation mit MasterCard ist möglich, so könnten auch die anderen BRICS-Staaten mit dem nationalen russischen Zahlungssystem zusammenarbeiten. Stellt sich natürlich die Frage für die Bürger Russlands wie für Ausländer, die dort leben und arbeiten, ob Mir eines Tages außerhalb des Landes selbst genutzt werden kann.

Dies mag heute noch in den Sternen stehen, könnte aber eines Tages zur Realität werden. Abhängig wäre dies, neben den technischen Gegebenheiten und der genutzten Zahlungssoftware selbst, wohl vor allem davon wie die Konditionen der Kreditkarte sein würden.

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Ob eine ernsthafte Konkurrenz zu Visa und MasterCard in der westlichen Welt möglich wäre, dies steht heute noch in weiter Ferne. Doch der globale Zahlungsverkehr schafft immer mehr weltweite Verbindungen, die früher nicht denkbar waren. Vielleicht wird die Mir eines Tages sogar in den Portemonnaies von US-Bürgern und Europäern landen. Wenn die Konditionen stimmen und diese besser sind  als die Kartenkonditionen der bereits angebotenen Kreditkarten.

Nationale Kreditkarten statt internationaler Kartensysteme

Denkbar ist aber auch, neben den bereits installierten Zahlungssystemen und Kartensystemen, welche international aufgebaut werden, in nationale Systeme zu investieren. Wenn diese mehr Kunden anziehen könnten, oder größere Umsätze für die Kreditkartengesellschaften versprechen. Hier ist vieles möglich, in zehn Jahren kann der Zahlungsverkehr in der Welt ganz anders aussehen, als es jetzt noch der Fall ist.

Vor allem der Regulierung dürfte dies in die Hände spielen. Sind nationale Zahlungssysteme doch viel leichter zu kontrollieren, und damit zu regulieren, denn Systeme, die international genutzt werden und vernetzt sind. Ganz neue Wege könnten sich hier öffnen, aber auch im Keim ersticken, wenn sich keine zahlungskräftigen Kunden finden. Welche solche Kreditkarten nutzen, und dadurch entsprechende Umsätze und in deren Folge Gewinne in den Taschen der Kreditkartengesellschaft generieren.

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Die Welt der Zahlungssysteme verändert sich

Russland geht einen eigenen Weg in Sachen Zahlungssystemen und will eine eigene, nationale Kreditkarte ausgeben. Dies mag auf der einen Seite ein ungewöhnlicher Weg sein. Auf der anderen Seite bedeutet es für das Land eine nicht unwichtige Unabhängigkeit gegenüber anderen Staaten.

Dies könnte eines Tages zum Vorbild für andere Staaten werden, die sich unabhängig machen wollen von Zahlungssystemen, die in den USA entwickelt wurden und die dort beheimatet sind. Früher oder später würde dies für eine Eindämmung des wirtschaftlichen Einflusses der Vereinigten Staaten sorgen. Die BRICS-Staaten, Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, sind längst auf dem Vormarsch gewesen.

Sollte sich Brasilien wieder erholen von der Finanzkrise, Russland von den Folgen der Sanktionen aufgrund der Ukraine-Krise, und die anderen Staaten weiter Fahrt aufnehmen, ist bereits heute klar, dass die Tage der wirtschaftlichen Weltherrschaft der USA längst gezählt sind. Die Mir und das nationale Zahlungssystem in Russland könnten ein erster, wichtiger Schritt dahin sein.